Baureihe 112.0 / 114

(fw) Nach der politischen Wende 1989 ergaben sich für die DR endlich Möglichkeiten, die Höchstgeschwindigkeit auf ausgewählten Streckenabschnitten auf 140 bzw. 160 km/h zu erhöhen. Nun wurde eine entsprechend schnelle Lokomotive benötigt; und die Verantwortlichen der DR erinnerten sich daran, dass die BR 243 ja eigentlich als Schnellzuglokomotive mit einer v/max 140 km/h entwickelt worden war. Diese als BR 212 bezeichnete Bauart unterschied sich nur in der Getriebeübersetzung von der BR 243. Näheres hierzu bei der technischen Beschreibung.

LEW 20460 - DR "212 002-0"
__.__.1990 - Rostock
Jan Hartmann
212 002-0 DR


LEW 20462 - DR "112 004-7"
__.08.1992 - Leer (Ostfr.)
Bastian Schwarzer
112 004-7 DR

Kurz vor dem Auslaufen der 243er Produktion im Herbst 1990, lieferte das LEW 4 Vorauslokomotiven einer geplanten größeren Serie mit den Betriebsnummern 212 002-0 212 005-3 an die DR aus.

Interessanterweise wurde die Betriebsnummer 212 001-2 nicht erneut vergeben, obwohl der Prototyp, die „weiße Lady“, nie in den Besitz der DR übergegangen war bzw. diese Lok seit Jahren als 243 001-5 lief.

Zu diesem Zeitpunkt warf die Vereinigung von Deutscher Reichs- und Bundesbahn bereits seine Schatten voraus, denn alle 4 Lokomotiven wurden im seinerzeit aktuellen DB-Farbschema „orientrot mit Latz“ ausgeliefert. Gleichwohl dienten sie noch als Designstudien, denn geringfügig wichen sie alle voneinander ab. Bei 212 002-0 war der Lokkasten inklusive der Dachschrägen rot lackiert, der Rahmen grau. 212 003-8 unterschied sich von der 212 002-0 durch grau lackierte Dachschrägen. Bei 212 004-6, die die gleiche Lackierung wie die 212 003-8 besaß, verwendete man ein anderes Anschriftendesign. Bei ihr war u.a. die Loknummer in großen roten Lettern auf dem weißen Latz angebracht. 212 005-3 hob sich durch ihre rote Lackierung des kompletten Kasten und des Rahmens von den anderen ab. Hier war als Besonderheit die Betriebsnummer in großen weißen Ziffern außermittig auf den Sicken des Lokkastens angebracht.

LEW 20461 - DB AG "112 003-9"
__.__.1994 - Berlin Grunewald
Gregor Schaab
112 003-9 DR

LEW 20463 - DR "112 005-4"
08.08.1993 - Berlin Lichtenberg
Wolfram Wätzold
112 005-4 DR

Von August bis Dezember 1991 wurden schließlich 35 Lokomotiven als 112 006-2 bis 112 040-1 von der mittlerweile als LEW GmbH von der Treuhand weitergeführten Lokfabrik an die DR übergeben. Soweit bekannt, erhielten sie damit bereits im Vorgriff auf die zum 01.01.92 erfolgte Übernahme des DB-Nummernschema die entsprechenden Loknummern.

In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, dass unsere BR 212 / 112 es als einzige Baureihe schaffte, eine DB-Lokomotive aus ihrer angestammten Bauartbezeichnung zu verdrängen. Bei der alten DB waren 11 Lokomotiven der BR 110 mit 160 km/h Höchstgeschwindigkeit als BR 112 eingeordnet, die im Zuge der Zusammenführung auf die Bezeichnung „BR 113“ ausweichen mussten. Sonst war es immer die DR-Baureihe für die eine neue Stammnummer gefunden werden musste. Z.B. wurde aus der BR 250 die neue BR 155, da es bei der DB bereits eine BR 150 gab. Die Schwester der 212, die 243 hatte insofern Glück, da eine 143 war bis dahin noch nicht belegt worden war.

Bei den Farbgebungsversuchen der Vorauslokomotiven konnte sich keine Variante durchsetzen. Die 35 Serienloks bekamen ebenfalls einen orientroten Lokkasten und graue Dachschrägen, aber einen schwarzen Rahmen. Auf dem weißen Frontlatz fand ein rotes DR-Logo Platz. Abweichend von allen anderen deutschen Baureihen im orientroten Farbschema fand die seitliche Betriebsnummer vorn rechts unter dem seitlichen Führerstandsfenster ihren Platz. Die Höhe der Ziffern war dabei etwa 3 mal so groß wie bei den herkömmlichen Klebeziffern. Im Laufe des Jahres 1992 wurden die Anschriften (Loknummern, Logos usw.) bei den Vorserienloks denen der Serie angepasst. Die farblichen Abweichungen blieben hingegen erhalten, so dass sie bis zur Umlackierung in verkehrsrot Ende der 90er Jahre noch von weitem als solche zu erkennen waren.

212 002-0 - 212 005-3 wurden nach der Übernahme durch die DR zunächst dem Bw Halle P zugeteilt. Hier wurden sie intensiven Erprobungen unterzogen, betrat doch die Reichsbahn bei Geschwindigkeiten über 120 km/h weitestgehend Neuland. Im Zuge der durch DR und DB geplanten gemeinsamen Beschaffung der BR 112.1 (siehe dort), mussten auch Probefahrten auf DB-Gebiet durchgeführt werden. Dazu überführte man sie zunächst zum DB-Versuchsstandort München-Freimann. Bekannt sind hier Versuchsfahrten mit 212 004-6 im März 1991 und die Überführung der 212 005-3 von Halle nach München am 27.06.91. Zum 01.08.91 wechselten schließlich 212 003-8 - 212 005-3 zum Bw Seelze. Die Lokomotiven galten analog der BR 143 als Mietloks. Vermiet-Bw wurde auf Seite der DR Berlin Hbf, welches dann auch alle neu angelieferten Serienloks übernahm.

Nach der Personalschulung in Seelze wurden diesem Bw weitere 112 zugeteilt. Im folgenden eine Liste der nachgewiesenen Beheimatungen in Seelze:

Mit diesen Loks bespannte das Bw Seelze vorrangig IR-Züge und übernahm ausgerechnet von der DB 112 des Bw Hamburg 1 den IC-Verkehr auf der damaligen Linie 6a Hannover – Oldenburg. Die 112 / 113 wechselten daraufhin zum 15.01.92 nach München.

Das Bw Berlin Hbf verwendete die BR 112.0 vor allem für den schnellen Regionalverkehr auf den von Berlin ausgehenden elektrifizierten Hauptstrecken. Diese Aufgabenstellung hat sich bis zu heutigen Tag nicht verändert, so dass die Lokomotiven vorrangig in Ostdeutschland anzutreffen sind. Weitergehende bzw. –fahrende Leistungen waren und sind selten.

Bei Lieferung der BR 112.0 war die Höchstgeschwindigkeit noch auf 140 km/h festgelegt, später erhielten die Triebfahrzeuge nach Testfahrten eine (befristete) Ausnahmegenehmigung für 160 km/h. Zuständigkeitsgerangel zwischen DB AG und Eisenbahnbundesamt rund um die Bahnreform führte 1994 dazu, dass die Befristung nicht verlängert wurde. Die Baureihe 112.0 durfte daher kurzzeitig wieder nur 140 km/h fahren, bis die DB AG die endgültige Zulassung für 160 km/h erhielt. Um nach Auslieferung der relativ kleinen Serie die Einsatzplanung komplexer (mit der später ausgelieferten 112.1 gemischt) gestalten zu können, wurden alle Maschinen in den Jahren 1996 bis 1997 mit ZWS und ZDS nachgerüstet. Die Konzernentwicklung der DB AG überholte dann aber die Einsatzplanung, indem die 112.0 dem GB Nahverkehr und die 112.1 dem GB Fernverkehr der Deutschen Bahn zugeschieden wurden. Durch ebenjene ZWS wurden aber auch die Voraussetzungen geschaffen, heute mit der Baureihe 114 die RE-160-Linien im Wendezugbetrieb rund um die neue alte Hauptstadt bespannen zu können.

Im Mai 1993 kamen die Loks aus Seelze ebenfalls nach Berlin, das damit über alle 39 Maschinen verfügen konnte. Zum 24.05.1998 wurde aus dem Bw Berlin Hbf wieder Berlin-Ostbahnhof. So hatte das Bw schon einmal bis zum 15.12.1987 geheißen. 4 Monate später am 27.09.1998 wechselte die BR 112.0 zum Betriebshof Cottbus. Hintergrund war die bereits erwähnte Zuteilung der Maschinen zum GB Nahverkehr bzw. DB Regio. Die Loks der Reihe 112.1 blieben hingegen in Berlin, da das Berliner Werk zum GB Fernverkehr bzw. DB Reise & Touristik gehörte. An den Einsätzen der mittlerweile nur noch 38 Loks (112 025-2 war nicht mehr dabei, dazu aber später) änderte sich aber nichts. Um Verwechslungen zwischen den Spielarten 112.0 und 112.1, und damit zwischen Regio und R&T, zu vermeiden, wurden diese 38 Maschinen zum 01.04.2000 in die neue BR 114 umgezeichnet. Für die DB handelte es sich hierbei um eine Zweitbelegung der Reihe 114, da es diese bis 1995 als Unterbaureihe der BR 110 bereits einmal gegeben hatte.

Seit ihrer Anlieferung zählen die Lokomotiven zu den am intensivsten genutzten bei DR und DB. Die extrem hohen Laufleistungen führen dazu, dass die Lauffristen bereits nach etwa 5 Jahren (sonst i.d.R. mit Verlängerungen 8 Jahre) ablaufen. Damit standen 1997 die ersten Hauptuntersuchungen an. Bei einigen Lokomotiven war der alte Lack so verblichen, dass er erneuert werden musste. Dabei bekamen die 112 004-7, 112 006-2, 112 008-8 & 112 020-3 (weitere sind nicht auszuschließen) einen orientroten Anstrich, wie ihn die 143 in dieser Zeit bekamen. Interessanterweise ist dieser wiederum weitestgehend mit jenem der 112 005-4 in der Ursprungsvariante identisch! LEW 21301 - DB AG "112 008-8"
112 008-8 DB AG

Bereits Ende 1997 bekamen die letzten Loks der Hauptuntersuchungsrunde den verkehrsroten Anstrich verpasst, blieben damit zunächst aber Einzelgänger. Mittlerweile sind auch die zweiten Hauptuntersuchungen die 2001 und 2002 durchgeführt wurden bei allen Maschinen abgeschlossen. Alle erhielten hierbei einen Neuanstrich in verkehrsrot, so dass sich die Baureihe einheitlich präsentiert. Damit ist eine äußerliche Unterscheidung zwischen den BR 143 und 114 nicht mehr möglich. Bei diesen Revisionen wurde den Maschinen auch die TAV (Technikbasiertes Abfertigungsverfahren) eingebaut, dass einen zugbegleiterlosen Betrieb ermöglicht. Einzelne Maschinen verfügen auch, z.T. auch nur auf einem Führerstand, über eine Zugzielanzeige.

Eine Lok unserer Baureihe machte auf besondere Art und Weise Karriere. Die Versuchsanstalt (VES-M) in Halle benötigte für ihre Mess- und Versuchsfahrten eine schnelle, elektrische Lokomotive. Bereits im Januar 1992 sind für 112 025-2 erste derartige Fahrten nachgewiesen. Warum man ausgerechnet sie auswählte, ist nicht bekannt. Buchmäßig führte man sie jedoch weiterhin beim Bw Berlin Hbf. Zum 10.Januar 1995 trug man den Gegebenheiten Rechnung und gab ihr als im Versuchswesen verwendete Lok auch eine entsprechende Betriebsnummer. Seitdem wird sie als 755 025-4 bezeichnet. Seit diesem Tag erscheint sie auch in der Bestandsliste des Bh Halle P. Es ist allerdings nicht bekannt, ob die Umsetzung von Berlin auch an diesem Tag oder bereits vorher erfolgte bzw. wann die Umzeichnung an der Lok selbst erfolgte. Die beiden Ludmillas der Hallenser VES-M erhielten nämlich ihre Betriebsnummer 754 101-4 und 754 102-2 bereits im Januar 1992, wurden aber auch erst im Januar 1995 buchhalterisch umgezeichnet. Im April 1994 weist sie die Statistik jedenfalls noch in Berlin aus und im Juli 1994 konnte sie noch als 112 025-2 beobachtet werden.

Eine weitere buchhalterische Maßnahme der Lok ergab sich schließlich am 31.12.1998. An diesem Tag wurde 755 025-0 von DB Regio, Bh Halle P an das Forschungs- und Technologiezentrum der DB AG (FTZ) Halle, Außenstelle Dessau abgegeben. Damit wurde die Trennung auch formell vollzogen. Am 30.09.1999 bekam sie ihre erste HU im AW Dessau und wurde dabei ebenfalls verkehrsrot lackiert. Zutaten wie ZWS oder TAV besitzt die Lok aber nicht.

Ihm Rahmen der Messfahren kann die Lok auf allen elektrifizierten Strecken in Deutschland, also auch dort, wo die 112.1, 114 oder 143 planmäßig nicht hinkommen, angetroffen werden.

LEW 21318 - DB AG "755 025-4"
07.06.1995 - Friedberg (Hess)
Mathias Oestreich
1995: 755 025-4

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Letzte Bearbeitung: 19.01.08